Zuerst war es nur eine Idee in meinem Kopf. Und wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich einfach nur glücklich, dass ich es umsetzen durfte und konnte. Entstanden ist die Idee aus meinen Erfahrungen durch meine Shootings bei „Gesichter des Lebens“. Sehr oft wurden dabei Lebenspartner und Kinder mit eingebunden. Wir erinnern uns an Ralf Schaff mit seiner Sylvia, Detlef Förster mit seiner Manuela, an Sandra und Martin oder Natalie mit ihrem Sohn Pepe sowie Kay mit seinem Sohn. Dabei wurde mir immer bewusster, dass Einsatzschädigung weit über das eigene Leid hinaus geht. Partner, Kinder oder Eltern und Freunde leiden und kämpfen jeden Tag mit den Betroffenen für ein Leben nach dem Einsatz.
Ich habe oft gespürt, dass vor allem die Lebenspartner unterstützen, antreiben, helfen und alles für ihren geliebten Menschen tun, oft bis zur Selbstaufgabe. Viele Institutionen haben bereits die Notwendigkeit erkannt, Hilfe anzubieten. Die Soldaten- und Veteranenstiftung bietet den Pfad der Erkenntnis an, die Militärseelsorge spezielle Auszeiten oder Angriff auf die Seele mit Seminaren. Es gibt auf diesem Gebiet bestimmt noch weitere Angebote.
Das sollte doch reichen, werdet ihr denken, was möchte Dani dann noch? Ich kann euch sagen, was meine Idee im Kopf war. Ich wollte eine Genießerzeit anbieten, ein Wohlfühlpaket, mal bildschön zu sein, sich wieder als Frau zu fühlen und den Tag ungezwungen zu verbringen.

Geplant, gedacht, Konzept entwickelt und Christine und Detlef von Veteranenkultur e.V. vorgeschlagen.
Fünf Tage Auszeit, fünf Tage Ruhe und Besinnung, fünf Tage sich miteinander austauschen und bei einem Shooting sich mal wieder bildschön fühlen. Nachdem Finanzierung, Unterkunft und Zeitraum feststanden, haben wir zuerst einmal intern uns umgehört, Interessentinnen gefragt und dann unsere Teilnehmerinnen festgelegt.
Ziel war das Van der Valk am Drewitzer See. Moderne, schöne Ferienhäuser in einem Naturressort gelegen, das Richtige für diese „bildschön“ - Auszeit an der u.a. Nadine, Silke und Daniela teilgenommen haben. Seid mir bitte nicht böse, wenn ihr nicht viel über uns Frauen erfahrt, aber wir standen im Mittelpunkt und wir haben uns rausgenommen, um eine gute Zeit zu erleben. Dennoch möchte ich euch einiges über unsere Tage berichten.
Es begann an einem Montag im März, Silke war so lieb nahm mich ab Magdeburg in ihrem Auto mit. Es war eine schöne Fahrt, um sich bereits vorab etwas kennenzulernen und über Erwartungen auszutauschen. Die restlichen Frauen lernte ich dann in den Ferienwohnungen kennen. Zusammen und trotzdem hatte jede ihren persönlichen Rückzugsort.
Fünf „Raupen auf dem Weg zum Schmetterling.“
Am Dienstag waren wir dann komplett und ich startete mein erstes Shooting. Der See im Hintergrund, Wald um uns herum und vor mir war Nadine in ihrem neuen Kleid. Die ersten vorsichtigen Schritte vor meinen Kameras. Nach und nach sich zu entspannen und dann passiert dieser Wandel. Ich beschreibe es so: „Es geht dabei um das gute Gefühl als Frau, dieses gute Gefühl in unserem Körper. Wenn wir unsere Weiblichkeit so leben, wie es sich ganz persönlich gut für jede einzelne Frau anfühlt. Auch wenn wir manchmal dieses gute Gefühl, zu uns, zu unserem bildschönen Körper und Wesen als Frau verlieren.“ Nadine drehte sich vor mir, posierte und fühlte sich einfach nur gut.
Sie schrieb im Nachhinein: „Das Fotografieren war traumhaft, ich habe mich sehr wohl gefühlt, was man an den Bildern auch sehr deutlich sieht. Ich war und bin begeistert, wie toll die Bilder geworden sind. Danke dafür!“
Nadine hatte sogar für uns alle eine Überraschung mitgebracht. Sie töpfert leidenschaftlich gern und hat alles, was man dazu benötigte, mit dabei. Und so wurden mit unseren Händen Schüssel, Figuren und Gebäude geschaffen. Zur Belohnung haben wir uns im Anschluss selbst bekocht und uns ein tolles Abendessen geschenkt.
Den nächste Morgen habe ich im schönen Licht und nach einem ruhigen Frühstück mit Silke das zweite Shooting durchgeführt. Diese Momente, sich auf sich selbst zu konzentrieren, sich nicht ablenken zu lassen, helfen uns zur inneren Ruhe zu kommen, um neue Kraft für die zukünftigen Herausforderungen zu sammeln.
Natürlich erfahre ich auch einiges über Privatleben, Besonderheiten des Alltages und die Schwierigkeiten, die das Zusammenleben mit seelisch erkrankten Soldaten mit sich bringt. Aber ich spüre auch, diese Liebe, die vieles aushalten und ertragen lässt. Hier nochmal Silke in ihrem Kommentar: „Ich fand die Zeit mit euch allen super: das gemeinsame Kochen, die Gespräche, das gemeinsame Lachen, die Natur, das tolle Wetter – ich könnte noch viel mehr aufzählen...“
Dritter Tag, drittes Shooting, dritte bildschöne Frau vor meiner Kamera. Diesmal sogar ein ganz besonderes Shooting, denn Daniela fotografiert Daniela oder andersherum Daniela wird von Daniela porträtiert. Also damit es alle verstehen, es gibt Daniela hier im Doppelpack. Nach dem Shooting war Dani, also nicht ich, total geflasht.
Sie ließ sich im Anschluss zu folgendem Kommentar hinreißen: „Ein besonderes Erlebnis war die Zeit für die Fotos - erst die Spannung, was kommt auf mich zu … bis hin zu den außergewöhnlichen und bezaubernden Erinnerungen. Ein unvergessliches Erlebnis, die wir uns Dank der Fotos jederzeit wieder ins Gedächtnis holen können. Dank dir - Dani - für dein Engagement, deine Geduld und dein Können uns so in Szene zu setzen. Im Hintergrund mit der schönen Gegend haben wir - dank dir - mit den Fotos wunderschöne Rückblicke. Meine Familie ist begeistert und diese Fotos haben nicht nur mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.“
So verging eine herrliche Zeit wie im Fluge und mit neuer Kraft und spürbarer Entspannung ging es zurück, zurück nach Hause zur Familie. Neue Aufgaben und neue Herausforderungen warteten auf uns alle. Ich habe die Gelegenheit genutzt einen kleinen Umweg zu machen. Dank der Mitnahme durch Nadine konnte ich noch meinen Sohn besuchen. Auch für mich ein familiärer Abschluss zu dieser tollen Woche. Für Veteranenkultur e.V. und für mich steht beim Rückblick auf diese bildschöne FreiZeit für Frauen fest, dass wir sie wieder anbieten möchten, um auch anderen Partnerinnen von Einsatzgeschädigten die Möglichkeit zu geben, daran teilnehmen zu können.
Die, die unser Projekt „Gesichter des Lebens“ kennen, wissen auch, dass wir immer alle Sinne ansprechen möchten. Daher habe ich mich mit den Frauen auch unterhalten und unser Shootinggespräch aufgezeichnet. Hört einfach mal rein, sie schildern mit viel Gefühl und Emotion Szenen aus Ihrem Leben. Der Umgang mit der PTBS, das Verhältnis zu den Kindern, die glücklichen und nicht so glücklichen Momente. Aber sie erzählen auch über überfordernde Bürokratie und fehlende Unterstützung.
Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" so gewachsen ist, macht mich stolz und dankbar. Es bestärkt mich darin, wenn Du etwas mit Leidenschaft und Liebe tust kannst Du alles erreichen.
Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.
Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebstem Freundinnen Edda und Iris, die mich immer stärken und mich unterstützen.
Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit oder auch bei Instagram. Danke ❤️.
Fotografiert diesmal alle Fotos mit iPhone 14Pro.
„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
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