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Robert Linke

„Der echte Norden“ oder „Land der Horizonte“ heißt oder hieß es hier im Norden von Deutschland. Rauhe See, harte Männer, Bärte in den Gesichtern und dazu Lieder von Santiano. Träumen vor meinem nächsten Kontakt mit einem Soldaten, ist ja erlaubt. Ich bin nicht weit von Dänemark entfernt und hab noch das vorherige Shooting und Interview mit Horst im Kopf.

 

Ein sonniger Spaziergang an der frischen, rauhen Luft macht meinen Kopf frei. Hilft mir, mich neu zu konzentrieren und meine Leichtigkeit an meine Kameras weiterzugeben. Mein heutiger Gesprächspartner könnte mit Santiano auf Kaperfahrt fahren, denn er trägt einen beeindruckenden, gepflegten Bart. Wir sitzen nach dem Shooting mit emotionalen Bildern in Neumünster zusammen und sortieren unsere Gedankenwelt.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

„Ich bin Robert, 37, komme aus der Nähe von Lübeck und bin aktuell noch in der Bundeswehr und das bleibt auch weiterhin so,“ stellt sich mein Gegenüber vor. Der erste Satz ist raus und die Nervosität, die bei meinen Interviews zu Beginn immer in der Luft liegt, legt sich nach der Eröffnung spürbar. Ein Soldat aus der Nähe von Lübeck, dass mit seinem Holsten-Tor das Wahrzeichen von Schleswig-Holstein besitzt. Ich schaue in sanfte, aber dennoch unruhige Augen.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Ich habe bereits während des Shootings gespürt, dass Robert, der sich noch in der Schutzzeit befindet, nicht frei und unbeschwert sein kann. Robert leidet wie so viele Soldaten, die in Einsätzen ihr Leben riskiert haben, an einer PTBS. Schutzzeit und PTBS kommen in den Shootings so oft vor, dass ich sie nicht mehr erklären muss. Robert hat seine Erkrankung im Kosovo-Einsatz bekommen. Mitten in Europa sind seit Jahren immer wieder wegen Unruhen und Krieg Soldaten in lebensgefährlichen Einsätzen. Und das schlimme ist, dass kein Ende abzusehen ist. Jetzt bin ich etwas abgeschweift. Lasst uns zu Robert zurückkehren.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Robert steht kurz vor der Rückkehr in den Dienstalltag, nachdem er acht Wochen in Reha stabilisiert wurde. Morgen soll es dann endlich wieder so weit sein und er startet mit fünf Stunden Dienst täglich. Ich spüre, dass Robert freudig aufgeregt ist, denn es erwartet ihn ein gutes, offenes und kameradschaftliches Umfeld. Leider ist es nicht immer so.

 

Unwissenheit und Unsicherheit stören oft das gute Miteinander zwischen Einsatzgeschädigten und ihren Kameraden. Ich freue mich für Robert, dass es bei ihm in Neustadt in Holstein, seinem Standort anders, positiver ist. Robert spricht von einem schon eher familiären Umfeld. „Man fragt, wie es mir geht. Ich spüre dabei ein wahres Interesse an mir und den Rückhalt“, schildert er mir. Denn das ist für ihn neu und fand in seinen letzten 13 Jahre so nicht statt.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Ich möchte wissen, wie Robert diese schwierige Zeit überstanden hat. Für ihn war es einfach wichtig, nicht allein gewesen zu sein. Sieben Therapien haben ihn stabilisiert und geholfen. Robert wird immer ruhiger, seine sanfte Stimme spricht klar und deutlich über die Unterstützung von Kameraden, Freunde und Familien, so dass er über sich und seine Gefühle reden konnte. Der Austausch, sich gegenseitig Tipps geben und helfen, dass ist es, was einen Schritt für Schritt zurück ins Leben bringt. Kennen lernen geht vor allem in Kliniken und der Austausch in dafür eigenen WhatsApp-Gruppen

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Robert hat auch Familie, eine Ehefrau und seine Ehe ist noch recht frisch. Robert hat seine langjährige Lebensgefährtin in diesem Jahr (2023) geheiratet. Herzlichen Glückwunsch, Robert, an euch beide.

Die Zwei haben die gesamte, schwierige Zeit überstanden und dazu musste Robert lernen über seine Gefühle zu sprechen.

 

Was sich so einfach liest, ist doch so schwer.

 

Wir sprechen viel über Therapie, steiniger Weg und gute wie schlechte Tage. Für mich wird immer klarer, wie wichtig die richtige Betreuung eines PTBS-Erkrankten ist. Danke Robert, dass du mich und uns so mitnimmst.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Meine ❤️Bild von Robert beim Shooting

Robert steht kurz vor der Rückkehr in den Dienst und daher gehen ihm auch Gedanken durch den Kopf, dass es einfacher sein könnte. Einfacher die Einsatzgeschädigten zurückzuholen. Menschlichkeit und weniger Vorschrift würden seiner Meinung dabei helfen.

Besseres Urteilsvermögen und weniger Schubladendenken ist es, was er auch lieber sehen möchte. Darüber hinaus ist die fehlende Wahrnehmung in Politik und Gesellschaft ein wunder Punkt in der Veteranenwelt. „Es wird schon viel getan durch „Gesichter des Lebens“ und den Verbänden und Vereinen, aber es reicht leider noch nicht,“ sinniert Robert.

Helfen und Hilfe ist ein wichtiger Punkt für ihn.

Robert Leik beim Gesichter des Lebens Shooting

Helfen war auch der Beweggrund, weshalb er zur Bundeswehr gegangen ist. Humanitäre Hilfe war es, was ihn in die Uniform brachte. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann und seiner Musterung wurde er zwar nicht wie gewünscht Grenadier, sondern Artillerist in Munster. 2013 war dann für ihn der Hochwassereinsatz prägend. Humanitäre Hilfe im Inland, Sandsäcke schleppen und Menschen schützen und vor dem Wasser bewahren.

 

Zum Auslandseinsatz kam es aber erst, als sein Nachfolger als Bergepanzertruppführer ihm den Einsatz ermöglichte. Es war „nur“ dieser eine Einsatz im Kosovo, der ihm diese Erkrankung gebracht hat. Falscher Stolz und fehlende Wahrnehmung ließen die Anerkennung bei sich selbst aber zuerst nicht zu. Er wäre daher in weitere Einsätze gegangen und hätte sich weiter geschädigt. Robert, der mittlerweile sehr ehrlich zu sich selber ist, nutzt sein Wissen auch in einem Veteranenverband um anderen Menschen zu helfen und aufzuklären.

Robert Leik beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

 Um viel mehr von Robert zu erfahren,

hört dazu gerne auch das Interview zum Shooting hier auf der Website.

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil unseres Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Bei Robert seinem Interview finden bestimmt auch Angehörige von seelisch erkrankten Menschen einige Tipps im Umgang, hört Robert einfach gerne zu.

Robert beim Gesichter des Lebens Shooting

Für mich ist zum Abschluss immer wichtig zu fragen, was mein Gegenüber sich wünscht. Natürlich frage ich Robert auch danach. „Einen tollen Sommer, auf … ich wünsche mir für mich und mein Umfeld, das es weiter geht. Es gibt noch viele Baustellen … aber auch diese werden wir schaffen,“ antwortet er voller Überzeugung.

 

Robert, ich bin so glücklich, dich hier am Tisch von „Gesichter des Lebens“ begrüßen zu dürfen.


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich immer weitere Schritte.

Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich Menschen liebe und gerne fotografiere. Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch in unseren BILDBÄNDEN.

 

Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text.

 

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️.

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 2
  • #1

    Marco (Donnerstag, 15 Februar 2024 13:38)

    Hallo,
    vielen Dank für diese einfühlsamen Fotos und das Interview. Ich war auch bei der Bundeswehr, Gott sei Dank - nicht in einem Einsatz. Es war für mich etwas Sinnvolles, das von der Welt kaum wahrgenommen wird, mich aber geprägt hat - zum positiven. Robert danke für deine Offenheit und Ehrlichkeit, wo ich auch wieder etwas lernen durfte. Du wirst vielen Kameraden Mut machen. Danke an Sie Daniela und Jürgen das es dieses Projekt gibt. Es ist faszinierend was Sie für unsere Kameraden gemeinsam umsetzen. Danke. Herzliche Grüsse sendet Marco.

  • #2

    Simone (Donnerstag, 15 Februar 2024 14:35)

    Daniela ich bewundere deine Arbeit schon lange, als Fotografin hast Du ein Talent was man nicht oft findet, deine Fotos sprechen vor Liebe zu den Menschen die Du fotografierst.
    Die Texte von Jürgen Görlich sind so toll das auch ich etwas mehr aus der Bundeswehr erfahre und dabei den Menschen den Du porträtierst so wunderbar kennenlernen darf.
    Mit diesem Fotoprojekt tust Du etwas was unserer Welt so gut tut ... Menschlichkeit sichtbar machen.
    Herr Linke Ihnen wünsche ich alles was Sie sich wünschen, Sie können so stolz auf sich sein. Und anderen Menschen Mut machen und über Ihre seelische Erkrankung so offen sprechen.
    Danke sagt Simone.